Ich möchte heute über das Gegenteil
schreiben. Warum ich das tue, ist schnell erklärt. Als dreifacher Papa, beobachte
ich tagtäglich hautnah die Sprachentwicklung meiner Kinder und erfahre aus
erster Hand welche Phasen ein Kinderhirn dabei durchläuft.
Irgendwann, wenn die Basics abgehakt sind,
entdecken Kinder, dass es zu vielen Wörtern ein Gegenwort gibt. Ganz zu Beginn
steht das allseits beliebte „Nein“ der Eltern. Das Gegenteil von „Nein“ lautet
„Ich will aber“. Mehr praktische Beispiele sind „heiß“ und „kalt“, „jung“ und
„alt“ oder verwirrender: „groß“ und „klein“. Mein Sohn Matthias meinte einmal
treffend: „Ich bin nicht kleiner als der Michigel, sondern nur niedriger, weil
ich hab 2 Monate vor ihm Geburtstag.“
Später versuchte mein Ältester, Florian, das
Konzept auf alle möglichen Dinge auszudehnen: „Papa, was ist das Gegenteil von Auto,
Haus, Fenster, ...“ Und genau diese Fragen führten mich schnurstracks zu diesem
Artikel. Gibt es von Substantiven immer ein Gegenteil? Die Antwort ist
natürlich das Gegenteil von „Ich will aber.“ Nach einigem Stöbern in der
Rumpelkammer der deutschen Sprache entdeckte ich jedoch einige erstaunliche
Fundstücke.
Wenn auch nicht alle Beispiele zu 100%
akkurat sind, dann sind sie doch unterhaltsam. Beginnen wir einfach. Das
Gegenteil von „Sarg“ ist „Gras“, von „Leber“ ein „Rebell“, von „Austria“ ...
richtig geraten: „Rapid“. Verzieht sich der „Nebel“, beginnt das ... „Leben“.
Ein „Seher“ sagt die Zukunft voraus, ein „Hörer“ hängt am Telefon. Das
Gegenteil der „Lage“ ist ein „Steher“, eines „Läufers“ der zweideutige „Ständer“.
Soweit so halblustig. Kommen wir zu den
interessanteren Exponaten. Ich biete: „Wasserwerfer“ gegen „Feuerschlucker“, „ein
Kloster“ versus „Auspuff“, statt der „Blindschleiche“ den „Taubenflug“.
Akzeptiert jemand einen „Vorschlag“ nicht, bekommt er den „Hintern gestreichelt“.
„Fingernägel“ hat jeder, aber nur durch falsches Schuhwerk bekommt man „Hammerzehen“.
Diese sind oft gepaart mit „Hühneraugen“, ganz wo anders befinden sich „Eselsohren“
(erstaunlicherweise nicht auf Eseln.)
Jetzt wird’s etwas skurriler. „Fremdgeburten“
gibt es in der „Semmelweißklinik“, „Selbstmorde“ führen in die „Schwarzbrotgruft“.
Das eine passiert im „Kreissaal“, das andere im „Eckhaus“.
Das Gegenteil des „Mensaeingangs“ ist der „Klodeckel“.
Ist dort der „Ausgang“ verstopft, hilft vielleicht ein „Einlauf“. Feste Nahrung
gibt’s beim „Essensstand“, Getränke beim „Saufgelage“. Diese finden meist am
„Stammtisch“ statt und nur selten im „Hängesessel“. Musik düdelt aus den
„Lautsprechern“ und hört man nie von „Stillschweigern“.
Tödlich ist der „Sekundenschlaf“, genauso
tödlich fühlt sich oft die „Tagwache“ an. Fahren kann man in einer
„Seifenkiste“, selbst wenn man ein „Drecksack“ ist.
Zum Abschluss ein wenig Politik. Der
vielumworbene „Mittelstand“ fährt manchmal durch die „Nebenfahrbahn“. Das
Gegenteil von „Fußpilz“ ist der „Haupt-Strache“.
Und als aller-allerletztes: Das Gegenteil von
„Gegenteil“ ist „miteinander“. So das war’s. „Adios“ „amigos“ sagen die Spanier. „So Oida“
„sog i imma“ sagen wir Wiener.
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