Samstag, 8. Oktober 2011

Das Gegenteil

Ich möchte heute über das Gegenteil schreiben. Warum ich das tue, ist schnell erklärt. Als dreifacher Papa, beobachte ich tagtäglich hautnah die Sprachentwicklung meiner Kinder und erfahre aus erster Hand welche Phasen ein Kinderhirn dabei durchläuft.
Irgendwann, wenn die Basics abgehakt sind, entdecken Kinder, dass es zu vielen Wörtern ein Gegenwort gibt. Ganz zu Beginn steht das allseits beliebte „Nein“ der Eltern. Das Gegenteil von „Nein“ lautet „Ich will aber“. Mehr praktische Beispiele sind „heiß“ und „kalt“, „jung“ und „alt“ oder verwirrender: „groß“ und „klein“. Mein Sohn Matthias meinte einmal treffend: „Ich bin nicht kleiner als der Michigel, sondern nur niedriger, weil ich hab 2 Monate vor ihm Geburtstag.“
Später versuchte mein Ältester, Florian, das Konzept auf alle möglichen Dinge auszudehnen: „Papa, was ist das Gegenteil von Auto, Haus, Fenster, ...“ Und genau diese Fragen führten mich schnurstracks zu diesem Artikel. Gibt es von Substantiven immer ein Gegenteil? Die Antwort ist natürlich das Gegenteil von „Ich will aber.“ Nach einigem Stöbern in der Rumpelkammer der deutschen Sprache entdeckte ich jedoch einige erstaunliche Fundstücke.
Wenn auch nicht alle Beispiele zu 100% akkurat sind, dann sind sie doch unterhaltsam. Beginnen wir einfach. Das Gegenteil von „Sarg“ ist „Gras“, von „Leber“ ein „Rebell“, von „Austria“ ... richtig geraten: „Rapid“. Verzieht sich der „Nebel“, beginnt das ... „Leben“. Ein „Seher“ sagt die Zukunft voraus, ein „Hörer“ hängt am Telefon. Das Gegenteil der „Lage“ ist ein „Steher“, eines „Läufers“ der zweideutige „Ständer“.
Soweit so halblustig. Kommen wir zu den interessanteren Exponaten. Ich biete: „Wasserwerfer“ gegen „Feuerschlucker“, „ein Kloster“ versus „Auspuff“, statt der „Blindschleiche“ den „Taubenflug“. Akzeptiert jemand einen „Vorschlag“ nicht, bekommt er den „Hintern gestreichelt“. „Fingernägel“ hat jeder, aber nur durch falsches Schuhwerk bekommt man „Hammerzehen“. Diese sind oft gepaart mit „Hühneraugen“, ganz wo anders befinden sich „Eselsohren“ (erstaunlicherweise nicht auf Eseln.)
Jetzt wird’s etwas skurriler. „Fremdgeburten“ gibt es in der „Semmelweißklinik“, „Selbstmorde“ führen in die „Schwarzbrotgruft“. Das eine passiert im „Kreissaal“, das andere im „Eckhaus“.
Das Gegenteil des „Mensaeingangs“ ist der „Klodeckel“. Ist dort der „Ausgang“ verstopft, hilft vielleicht ein „Einlauf“. Feste Nahrung gibt’s beim „Essensstand“, Getränke beim „Saufgelage“. Diese finden meist am „Stammtisch“ statt und nur selten im „Hängesessel“. Musik düdelt aus den „Lautsprechern“ und hört man nie von „Stillschweigern“.
Tödlich ist der „Sekundenschlaf“, genauso tödlich fühlt sich oft die „Tagwache“ an. Fahren kann man in einer „Seifenkiste“, selbst wenn man ein „Drecksack“ ist.
Zum Abschluss ein wenig Politik. Der vielumworbene „Mittelstand“ fährt manchmal durch die „Nebenfahrbahn“. Das Gegenteil von „Fußpilz“ ist der „Haupt-Strache“.
Und als aller-allerletztes: Das Gegenteil von „Gegenteil“ ist „miteinander“. So das war’s. „Adios“ „amigos“ sagen die Spanier. „So Oida“ „sog i imma“ sagen wir Wiener.

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