Dienstag, 27. September 2011

Wo Dinge wohnen

Mir ist schon öfter aufgefallen, dass MMMs (= Menschen mit Migrationshintergrund) die deutsche Sprache oft mit anderen Augen betrachten als Österreicher. Oder haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht, welche Dinge, Lebewesen und Tätigkeiten wo ihr Quartier finden? Wenn nicht, dann tauchen Sie mit mir ein in die wunderbare Welt der Herbergssuche.

Beginnen wir klassisch mit Häusern. In Häusern findet man Kaffee, Glas, Schnecken, den Brock und einen Block,  viele Treppen, Wirten, ein Wochenende, je nach Größe Einfamilien, Zweifamilien, Mehrfamilien oder Reihen, viele Waren und Kaufs (was bitte ist ein Kauf?), manchmal Geister und manchmal Zinsen, Lebkuchen und Karten, fertige Teile und zwitschernde Vögel.

In (oder auf?) Stöcken wohnen Bienen, Takte, Wurzeln, Zölle, Opfer und in Ostdeutschland der griechische Buchstabe Ro.

Die Wanderer unter uns übernachten gerne in Zelten. Dort lebt man und trinkt Bier, feiert rauschende Feste, bringt sogar den Himmel unter, atmet Sauerstoff, und parkt den K.I.T. mit einem T. Anscheinend bauen Eskimos in Zelten auch Iglus.

Kommen wir zu den Sälen. Dort kann man tanzen, hören, turnen, kreisen, vortragen und schlafen. In Sälen rollen Bälle, feiert man Feste, studiert Physik, Chemie und Biologie.

Die Wohneinheiten werden kleiner. In einer Stube ist man wach, trinkt Wein, wird gebastelt und gebacken, nimmt einen kleinen Imbiss zu sich, wenn man es eilig hat auch schnell. Früher hat man in Stuben auch geschrieben. In der großen Stube wohnen Bauern, im kleinen Stübchen der Herr Ober. Und trotz der geringen Größe findet man in Stuben ganze Ämter.

In Kammern tummeln sich Arbeiter, Anwälte, Ärzte, stapeln sich Vorräte, Herzen, Waffen und Schätze, kann man abstellen, graben, foltern, räuchern und ist es manchmal dunkel. Meist herrscht dort auch eine ziemliche Wirtschaft.

Zimmer sind äußerst vielseitig. Sie laden ein zum arbeiten, baden, warten, spielen, schlafen und essen, sind vorne und hinten, beherbergen Frauen, Kinder, Schwestern, Gäste, Lehrer, Klassen und Hotels. Tennis spielt man entweder im Einzel oder Doppel, mit einem Einbett oder Zweibett.

In einem Kabinett kann man sich gruseln und wird übergangen. Wohnen tun dort nur Wachsfiguren.

Höfe sind gesellig. Dort macht man Pause, darf man rauchen. Man trifft Gäste und Bauern. Es gibt sie vorne, hinten und innen. Dort hofieren das Gericht und die Bahn.

In einer Küche kann man waschen und verbreiten sich Gerüchte (Achtung mit „t“)

Auf Häfen findet man Flüge, Binnen (was sind Binnen?), Yachten und den Ludwig.

In Schächten wohnen Brunnen, frische Luft und die U-Bahn. Außerdem findet man dort das Licht, das in den Kammern fehlt.

Kommen wir zu herrschaftlichen Schlössern. Dort parken erstaunlicherweise nur Fahrräder, Zahlen, Luft und Vorhänge. Wenigstens ist drinnen alles in Sicherheit.

Wir werden wieder größer. In Dörfern wohnen Kühe, Düsseln (schon wieder so ein Fremdwort), die neuen Wiener und die Heimat.

Zum Schluss, noch etwas größer. In Städten wohnen die Kleinen und die Großen, schon wieder die neuen Wiener und die Heimat, der Hanse (Hinterseer?), die Industrie, der Ingol, Millionen und zu guter Letzt das Landeshaupt.

Weiter mach i nimmer, sonst geht das endlos weiter. Ich fahr jetzt heim in meine Hütte, da klingelt schon das Telefon, bellt der Hund und lagern meine Schi.

Sonntag, 25. September 2011

Moderne Kinderpest

Seit 2010 wälzt sich eine unaufhaltsame Seuche durch Österreichs Kindergärten und Volksschulen. Wie so oft war der Ausgangspunkt solcher Epidemien der Regenwald, beschleunigt durch das feucht-tropische Klima breiteten sich die klebrigen Keime aus, zuerst auf Wüsten, dann Steppen und erreichten final über Umwege sogar das Weltall. Ausgehend vom fernen Planeten Merkur eroberte die moderne Pest Ozeanien von der Arktis bis in die Antarktis und gipfelte schließlich in einer weltrekordverdächtigen Serie von Ansteckungen der Kunden (ehemals) billiger Läden.
Die moderne Plage äußert sich in Symptomen, die denen des Autismus nicht unähnlich sind. Zwanghaft werden Nummern sortiert, lückenlos müssen die Zahlenreihen sein, Verdoppelungen oder noch schlimmer Verdreifachungen sind verhasst und werden vehement abgestoßen, entweder zur Vervollständigung fremder Chiffrenketten oder um Unschuldige mit den Worten „Die brauch’ ma nimmer, könnt’s haben“ zu infizieren.
Eingeweihte Eltern erkrankter Kinder wissen natürlich längst, wovon ich spreche. Die „Spastiker“ (=Originalzitat aus Kindermund) sind wieder da, diesmal in ihrer dritten Inkarnation: „Polar-Abenteuer“. Österreichweit stöhnen leidgeplagte Eltern neuerlich unter dem aufgezwungenen Joch der Stickermania. Wieder einmal heißt es: weiter zum Einkauf fahren als üblich, mehr CO2 ausstoßen als nötig (auf Wiedersehen Polkappen, baba Polar-Abenteuer), zwanghaftes Kaufrunden auf den nächsten Zehner, Klebebilder-Verwaltung für die Sprösslinge und dubiose Tauschgeschäfte mit anderen Eltern.
Liebe Supermarktketten, ihr macht’s euch unter den Erwachsenen echt keine Freunde. Bitte hört’s auf mit dem Schaß!